SYLVIANE CHATELAIN

SCHATTENTEIL

Edition Hans Erpf, Bern/München 1991

Von einem bemerkenswerten Erstlingsroman ist zu reden : geschrieben hat ihn die 1950 geborene Sylviane Chatelain, und erschienen ist er 1988 im Verlag Bernard Campiche. Dank der Aufmerksamkeit der Übersetzerin Barbara Traber liegt er nun auf Deutsch vor. Sie hat den Roman in der französischen Fassung «entdeckt», und Hans Erpf gab ihr grünes Licht für die Übersetzung. So ist nun auch für deutschsprachige Leserinnen und Leser der Weg offen zu einem selten faszinierenden Leseerlebnis. Denn was sich da abspielt als Geschichte einer alternden Frau, die allein in einem grossen Haus lebt, bildet ein raffiniert ausgelegtes Netz von Linien, Strichen und Konturen, aus denen sich allmählich ein Bild ergibt : das Bild Noras, der Sechzigjährigen, die ihre geheimnisvollen Wege der Erinnerung und der Phantasie geht. Und wir gehen, lesenderweise, mit ihr, setzen uns der Gefahr aus, uns im Netz von Andeutungen und Möglichkeiten, genutzten und verpassten Lebenschancen der Romanfiguren zu verlieren. Um schliesslich doch hinauszugelangen aus dem Ungewissen und uns zu finden in jener anderen Realität der Kunst, des schönen Scheins, an der wir mit unserem eigenen «Schattenteil» immer auch teilhaben.

HARDY RUOSS. DRS-2


«In einem unvollständigen Spiegel»

Unser neues Romanfeuilleton

In dieser Ausgabe beginnen wir mit dem Abdruck des Erstlingsromans von Sylviane Chatelain, der 1988 unter dem Originaltitel «La Part d'Ombre» im Verlag Bernard Campiche erschienen ist und nun in der deutschen Übersetzung von Barbara Traber vorliegt. Die Autorin, 1950 in St. Immer geboren, hat zudem zwei Novellenbände veröffentlicht ; für «La Part d'Ombre» wurden ihr 1989 der erste Hermann-Ganz-Preis und ein Preis für französische Literatur des Kantons Bern verliehen…

Die feine Graphik scheint, über die Erlebnis­welt der Protagonistin hinaus, auch die fragile literarische Struktur von Sylviane Chatelains Roman festzuhalten. Ein Text, der nur langsam - in Fragmenten von manchmal bestürzender visueller Präzision - Identitäten, Zeitebenen, Zusammenhänge preisgibt ; und dessen Schluss offenlässt, ob er einen Neuanfang markiert oder das Ende.

Neue Zürcher Zeitung


In Thun verlieh der Schweizerische Schriftstellerverband den Hermann-Ganz-Preis
Als Ermutigung für jüngere Autoren

Am Wochenende tagte der Schweizerische. Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverband in Thun. Zum erstenmal wurden junge Autoren mit dem Hermann-Ganz-Preis ausgezeichnet. Im Kleintheater : «Alte Oele» nahmen Hansjörg Schertenleib aus Schmerikon und Sylviane Chatelain aus St-Imier den Literaturpreis entgegen.

Thuner Tagblatt